Wie manch Schönes und Angenehmes im Leben, sollte auch dies nur von kurzer Dauer sein und bald ein jähes Endes nehmen. Kaum waren wenige Wochen vergangen, starb Tara ganz plötzlich. Auf einmal hatte sie begonnen hinfällig zu werden, aß immer weniger und verließ selten ihr Lager. Dabei zeigte sie uns gegenüber eine Anhänglichkeit wie wir sie bislang bei ihr nicht kannten. Sie verhielt sich, als wollte sie von jedem einzelnen Abschied nehmen und das tat sie wohl auch. Dieser Gedanke war mir gekommen, nachdem Tara sich hin und wieder aufgerafft hatte, sich vom Lager erhob, mühevoll über den Hof zur Garage ging, vor deren geschlossenen Tür eine Zeitlang verharrte und danach, ebenso angestrengt, wieder auf ihren Platz zurück kam. Es gab keinen Zweifel: Die treue Tara wollte sich auch von meinem Mann verabschieden; sie war es gewohnt, ihn tagaus tagein von der Garage abzuholen. Immer wenn sie das ihr bekannte Geräusch des Wagens vernahm, der über den Hof fuhr, eilte sie zur Garage hin, um ihn von dort ins Haus zu begleiten. Diesmal gab es keine Wagengeräusche. Ihr Herrle, auf das sie wartete, befand sich auf einer Dienstreise. An jenem Tag legte sie den mühsamen Weg zwischen Haus und Garage etliche Male zurück. Als auch der letzte Gang vergebens war, ging sie schon nicht mehr ins Haus, sie schleppte sich mit letzter Kraft in den davor liegenden Garten. Dort legte sie sich am Zaun auf Grasbüscheln wie zum Sterben hin. Als wir sie holen wollten, rang sie mit dem Tod und kam nicht mehr zu sich.

Noch waren wir über diesen Verlust nicht hinweggekommen, als Chicca wenige Monate später durch einen tragischen Sturz ums Leben kam. Das Schicksal hatte gleich zweimal zugeschlagen.

Tara war in den dreizehn Jahren nie krank gewesen, und so schien mir, dass sie ihre Lebensgrenze erreicht hatte. Ihr Tod bereitete uns allen einen großen Schmerz. Wir trösteten uns, dass sie stets ein gutes Leben gelebt und, wie für einen Dalmatiner, doch ein hohes Alter erreicht hatte. Chiccas Tod hingegen war für mich um so schwerer zu verkraften, als sie noch sehr jung war und ich mich wegen ihres Wesens, das ich einmalig empfand, mit ihr auf eine Art und Weise verbunden fühlte, die mir heute noch nachgeht. Ich wollte mich mit ihrem Tod nicht abfinden. Deshalb wohl setzte ich mir in den Kopf, eine Hündin zu suchen, die ihr zumindest vom Äußeren und, so es der Zufall will, vielleicht auch vom Wesen her ähnlich war.